Evaluation: Bewertung der Projekte „Individuelle Einstiegsbegleitung“

 

Auftraggeber
Sächsisches Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr. Gefördert durch den Europäischen Sozialfonds.
Laufzeit
Oktober 2013 –  2014
Projektskizze
Im Auftrag des Sächsischen Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr führte das Institut für regionale Innovation und Sozialforschung die Untersuchung von 55 Projekten der „Individuellen Einstiegsbegleitung“ durch.Als Forschungsmethoden wurden sowohl quantitative (TeilnehmerInnen- und Trägerfragebögen) als auch qualitative Instrumente (Dokumentenanalyse, semistrukturierte Träger-, Unternehmens- und Experteninterviews) eingesetzt.

Insgesamt beurteilten alle relevanten Akteure die Projekte der Individuellen Einstiegsbegleitung überwiegend positiv, insbesondere in Abgrenzung zu vergleichbaren Maßnahmen, die eine individuelle Beratung und Begleitung nach erfolgreicher Vermittlung in diesem Maße nicht anbieten können.

Die Evaluation empfiehlt die Fortführung der Individuellen Einstiegsbegleitung und verweist auf folgende Potentiale und Handlungsempfehlungen.

Im Rahmen der Evaluation wurde deutlich, dass die TeilnehmerInnen in den Projekten häufig nicht der erwarteten Zielgruppe des Ideenaufrufs „Individuelle Einstiegsbegleitung“ entsprachen. So wiesen die TeilnehmerInnen deutlich mehr und schwerwiegendere Vermittlungshemmnisse auf und waren z.T. in der vorgesehen Projektlaufzeit nur schwer in Arbeit vermittelbar. Daraus folgten erhebliche Anpassungen im Projektverlauf durch die Träger (eingesetzte Methoden, Intensität der Beratung und Begleitung etc.).

Diese Problematik ist auch für die Einordnung der zentralen Ergebnisse von Bedeutung. Das durch die Projekte angestrebte Ziel (im Mittel eine Vermittlungsquote von rund 36 %) konnte nicht erreicht werden. Jedoch kann eine Vermittlung in den ersten Arbeitsmarkt von durchschnittlich 22,9 % in Anbetracht der genannten Herausforderungen durchaus als Erfolg bewertet werden.

Verbesserungs- bzw. Ausbaumöglichkeiten für die Projekte sieht die Evaluation insbesondere in den Bereichen Profiling/TeilnehmerInnen-Passung, Umsetzung der Beratung/Begleitung, in der Ausgestaltung der Qualifizierungsangebote und in einer intensiveren Kooperation mit Unternehmen und externen Institutionen.

Die Evaluation war aufgefordert Handlungsempfehlungen für die Praxis zukünftiger Projekte der Individuellen Einstiegsbegleitung zu formulieren. Wir regen daher an, in zukünftigen Projekten Individueller Einstiegsbegleitung folgende zentrale Implikationen für die Praxis zu berücksichtigen:

  • Es wird empfohlen, die Projekte durchlässiger anzulegen und einen Wechsel von TeilnehmerInnen in für sie passgenaue Maßnahmen zu ermöglichen. Daraus dürfen für die einzelnen Projekte keine Nachteile entstehen und eine Nachbesetzung ausgeschiedener TeilnehmerInnen sollte in Kooperation mit den Jobcentern und ggf. anderen Bildungsträgern kurzfristig realisiert werden.
  • Es wird eine wirkungsvollere Aufklärungsarbeit im Vorfeld der Projekte empfohlen, um den Teilnehmenden eine realistische Sicht auf das Programm insgesamt, Ziele, Inhalte sowie Anforderungen zu ermöglichen. Ein Beispiel guter Praxis hierfür sind Informationsveranstaltungen der Projekte für potentielle Teilnehmende, z.B. in den Jobcentern.
  • Für zukünftige Projekte wird angeraten, die Zuweisung der TeilnehmerInnen zu verschiedenen Projekten durch ein vorgeschaltetes Profiling zu flankieren, um jede/n TeilnehmerIn dem passenden Projekt zuweisen zu können. Dieses Profiling sollte von einer neutralen Stelle durchgeführt werden, um Interessenkonflikte zu vermeiden.
  • Individuelle Einstiegsbegleitung sollte nicht in sozialpädagogische Betreuung und arbeitsplatzorientierte Beratung und Begleitung getrennt werden, ebenso wenig ist die Phase des begleiteten Einstiegs in Beschäftigung als separates Element zu betrachten. Es sollten alle Elemente im Sinne eines ganzheitlichen Beratungsansatzes stärker zusammenführt werden, der auf Bildung, Beruf und Beschäftigung abzielt.
  • Die Individuelle Einstiegsbegleitung solltte darauf ausgerichtet sein, die TeilnehmerInnen zu stabilisieren und mit ihnen gemeinsam selbsttragende und individuell nutzbare Unterstützungsnetzwerke aufzubauen – wird dies erreicht, sind die TeilnehmerInnen in der Lage, selbstständig Unterstützungsbedarfe zu formulieren und sich die Unterstützung dementsprechend zu organisieren (Empowerment).

IRIS e.V. bedankt sich herzlich für die Unterstützung der Untersuchung durch die TeilnehmerInnen und Träger der Individuellen Einstiegsbegleitung ebenso wie der interviewten Unternehmen, Experten der Arbeitsverwaltung, der SAB und des SMWA.