Praxisbezogenes Forschungsvorhaben in Bezug auf medienpädagogische Angebote insbesondere im ländlichen Raum

Auftraggeber
Sächsisches Ministerium für Soziales und Verbraucherschutz – LandesjugendamtProjektpartner: Medienkulturzentrum Dresden e.V.
Laufzeit
2011 – 2012
Projektskizze
Die Relevanz von Medien für die Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen hat in den vergangenen Jahrzehnten stetig zugenommen. Dieser Entwicklung wird jedoch weder in der aktuellen Forschung noch in den Konzeptionen der Kinder- und Jugendhilfe adäquat Rechnung getragen. Betrachtet man die aktuellen Veröffentlichungen des Medienpädagogischen Forschungsverbundes Südwest – die KIM- und JIM-Studien des Jahres 2010, so wird deutlich, welch sich stetig erneuernde Unübersichtlichkeit dieses Feld auszeichnet und welche Gefährdungslagen – u.a. Gewalt in Medien, Datenschutz oder auch Cybermobbing – sich hierdurch ergeben. Es bedarf darum neuer bedarfs- und zukunftsorientierter Strategien, die in gleicher Weise den ökonomischen Herausforderungen Rechnung tragen, als auch den jugendhilfegesetzlichen als auch bzw. jugendschutzrechtlichen Qualitätsanforderungen genügen. Hierzu soll das vorliegende Forschungsprojekt einen dezidierten Beitrag leisten. Die Analyse erfolgt auf der Grundlage von 4 ausgewählten Gebietskörperschaften (1 kreisfreie Stadt, 3 Landkreise). Es wird eine Gesamterhebung aller medienpädagogischen Projekte/Angebote angestrebt. Diese werden hinsichtlich der Quantität und ihrer Qualität, dem Fortbildungsbedarf involvierter Fachkräfte und der Identifizierung von (potentiellen) Netzwerken sowie deren Bedingungen bzw. Voraussetzungen für den Netzwerkaufbau geprüft. Zur Erhebung der relevanten Daten kommen die Methoden des standardisierten (Online-) Fragebogens sowie (leitfadengestützte) Experteninterviews und Gruppendiskussionen zum Einsatz. Auf der Grundlage der dann vorliegenden Erkenntnissen werden Handlungsempfehlungen bezüglich der Art, des Auf- und Ausbaus, sowie den Inhalten und der Anbindung der modellhaften Netzwerkerprobung abgeleitet und formuliert.
Ergebnispräsentation
Mit der öffentlichen Ergebnispräsentation am 16. Oktober 2012 fand das „Praxisbezogene Forschungsvorhaben in Bezug auf medienpädagogische Angebote insbesondere im ländlichen Raum“ seinen offiziellen Abschluss. Die vom Institut für regionale Innovation und Sozialforschung (IRIS e.V.) organisierte Veranstaltung wurde in Dresden durchgeführt; eingeladen waren alle Akteure, welche im direkten oder erweiterten Zusammenhang mit der Untersuchung standen, gleichsam ausgewählte ExpertInnen wie auch VertreterInnen der verschiedenen Jugendämter des Freistaates. Gleichwohl die Zahl der TeilnehmerInnen geringer als erhofft war, bekundeten die Anwesenden ein entschiedenes Interesse für die Thematik, so dass sich zahlreiche anregende wie auch spannende Diskussion ergaben, die sicher für alle Beteiligten neue Sichtweisen eröffneten. Im Anschluss an die Begrüßung durch den Vorstand von IRIS e.V., Herrn Jan Köhler, skizzierte Herr Bernd Heidenreich, Referent für Jugendarbeit, Jugendförderung und Jugendhilfeplanung im Landesjugendamtes, einführend die der Ausschreibung für das Forschungsvorhaben zugrunde liegende Motivlage und betonte in diesem Zusammenhang auch die von seiner Behörde anerkannte Bedeutungszunahme des Bereiches Medienpädagogik. Die anschließende Darstellung der Studie (siehe Präsentation) und ihrer zentralen Ergebnisse sowie der daraus resultierenden Handlungsempfehlungen bot die Grundlage für eine erste Diskussion, die sich auf die Frage der Umsetzung gemachter Vorschläge, vor allem des von IRIS e.V. entwickelten Koordinationsmodells für Medienpädagogik, konzentrierte. Deutlich wurde hierbei, dass die selbstverständliche Implementierung der Medienpädagogik in die verschiedenen Aufgaben- und Arbeitsbereiche der Kinder- und Jugendhilfe großer Anstrengungen bedarf. Vor allem in Anbetracht einer chronischen Überlastung der MitarbeiterInnen in den verschiedenen Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe stellt sich die Herausforderung einer übergreifenden Sensibilisierung und Anerkennung der Medienpädagogik als bedeutsamer Arbeitsbereich als zweifelsohne lohnende, gleichwohl nicht einfach umzusetzende Aufgabe dar. Im zweiten Teil der Veranstaltung lieferte Frau M.A. Christine Dallmann, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Medienpädagogik des Instituts für Sozialpädagogik, Sozialarbeit und Wohlfahrtswissenschaften der Technischen Universität Dresden, einen theoriegesättigten Input zur Frage von „Medienkompetenz in der Sozialen Arbeit“. Frau Dallmann machte in ihrem Vortrag deutlich, dass die Kinder- und Jugendhilfe mit Blick auf die Förderung von Medienkompetenz eine zentrale Rolle einnimmt, die sich nicht im Ergänzungscharakter einer im schulischen Kontext mittlerweile stärker anerkannten Aufgabe erschöpft. Die Grundmaximen der Arbeit in der Kinder- und Jugendhilfe, ihre Sensibilität und Reflexivität in Hinblick auf Normabweichung wie auch soziokulturelle Benachteiligungsstrukturen befähigen sie für die anstehenden – gleichwohl nicht neuen – Herausforderungen des ‚aktiven Jugend(medien)schutzes‘, der Medienbildung sowie der Bearbeitung einer sich immer stärker abzeichnenden ‚digitalen Ungleichheit‘. Einen interessanten Fixpunkt der anschließenden Diskussion bildete die Frage, inwiefern die Kinder- und Jugendhilfe mit ihrem sozialpädagogischen bzw. sozialarbeiterischen Hintergrund eines eigenen Begriffes von Medienkompetenz bedarf. Im Zuge dessen wurde von den TeilnehmerInnen sehr entschieden betont, dass es sich mit Blick auf die Förderung von Medienkompetenz um eine gesamtgesellschaftliche Querschnittsaufgabe handelt, die alle am Erziehungs- und Bildungsprozess von Kindern und Jugendlichen Beteiligten integrieren muss. Hierbei konnten die Mitarbeiter von IRIS e.V. nochmals sehr nachdrücklich auf das von ihnen erarbeitete Koordinationsmodell für die Medienpädagogik in Sachsen verweisen, welches auf den unterschiedlichen Steuerungsebenen genau diesem Aspekt einen zentralen Stellenwert einräumt. Des Weiteren fokussierte die Diskussion auf die Frage der Qualitätssicherung von pädagogischer Medienarbeit. Konsensuell konnte die Position herausgearbeitet werden, dass Qualität in der Medienarbeit vor allem strukturabhängig ist, was bedeutet, dass für eine entsprechende Sicherung vor allem die Herausforderung einer grundständigen Qualifizierung der jeweiligen MitarbeiterInnen ins Zentrum zu rücken ist. In Anbetracht einer stetig wachsenden Medialisierung kindlicher und jugendlicher Lebenswelten haben medienpädagogische Belange zum Alltagsgeschäft in der Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe zu werden. Dass die Kinder- und Jugendhilfe in ihrer ganzen Breite diesem Anspruch gegenwärtig nicht gerecht wird, war ein wesentliches Ergebnis der durchgeführten Studie und kann auch als Konsens der dahingehenden Diskussion im Rahmen der Präsentationsveranstaltung festgehalten werden. Impulse, diesem Zustand abzuhelfen, können zu einem Gutteil aus den Handlungsempfehlungen resp. dem entwickelten Koordinationsmodell entnommen werden. IRIS e.V. möchte sich an dieser Stelle nochmals herzlich bei allen TeilnehmerInnen der Präsentationstermins bedanken; die zahlreichen Diskussionen, nicht zuletzt auch im Nachgang der Veranstaltung, haben geholfen, gewisse Aspekte aus der Studie und der hieraus entwickelten Handlungsempfehlungen kritisch zu reflektieren und zu schärfen. Die somit gewonnenen Erkenntnisse können hoffentlich mit Blick auf eine konkrete modellhafte Konzeptionalisierung des Koordinationsmodells für Medienpädagogik in Sachsen berücksichtigt werden und schließlich dazu beitragen, die weitere Entwicklung dieses Bereiches positiv zu unterstützen. Iris e.V. stellt hier noch einmal die Präsentationen sowie die Studie zum Download bereit:

Forschungsbericht Medienpädagogik (.pdf; 775kb)

Anhang zum Forschungsbericht (.pdf; 2,4MB)

Präsentation zum Forschungsbericht (.pdf; 395kb)

Präsentation von Christine Dallmann (.pdf; 168kb)