Praxislernorte: Dokumentation

Auf dem Fachkongress „Berufliche Orientierung (BO) an allgemeinbildenden Schulen im Freistaat Sachsen“ bestand am 20. Juni 2019 die Möglichkeit, einen von 10 Praxislernorten in Dresden und Umgebung zu besuchen, die BO-Arbeit vor Ort kennen zu lernen und mit den Durchführenden ins Gespräch zu kommen.

Die Übersicht der Praxislernorte aus dem Tagungsprogramm können Sie hier einsehen.

Alle stattgefundenen Erkundungen von Praixslernorten können Sie in kurzen Dokumentationen nachlesen, die wir Ihnen im Folgenden zum Download zur Verfügung stellen. An dieser Stelle möchten wir uns nochmals herzlich bei allen Praxispartner_innen bedanken, die Ihren Beitrag zur Berufsorientierung Sachsen spannend und anschaulich vor Ort vorgestellt haben.

Informationen zum parallel angebotenen Vortrag zum „Phänomen Studienabbruch“ können Sie der Präsentation entnehmen.

Praxislernort 1: Förderzentrum Dinglingerschule Dresden – Eine Förderschule mit Qualitätssiegel für Berufliche Orientierung stellt ihre BO-Arbeit in der Schule vor

In das Förderzentrum Dinglingerschule mit dem Förderschwerpunkt Lernen in Dresden fuhren 12 Teilnehmer_innen des Kongresses. Die meisten von ihnen arbeiten selbst in Förderschulen bzw. im Kontext der Berufsorientierung/-beratung mit Schüler_innen dieser Schulen.

Im Förderzentrum gab es einen sehr herzlichen Empfang durch die stellvertretende Schulleiterin und ihr Team. Ein erster Überblick über die Schule und die Schülerschaft ermöglichte, das nachfolgend vorgestellte Konzept der Berufsorientierung gut einzuordnen. Schwerpunkt des Schulkonzepts ist die lebenspraktische Vorbereitung der Schüler_innen durch eine individuelle Förderung, die sich auch in den Modulen der Berufsorientierung widerspiegelt. Ab der Klassenstufe zwei (!) werden diese in alle Bereiche des Schullebens inhaltlich und organisatorisch integriert und bauen über die Schuljahre hinweg systematisch aufeinander auf. Besonders ist auch, dass im Förderschulzentrum zwei Klassen mit Deutsch als Fremdsprache v. a. für Schüler_innen mit Fluchterfahrung eingerichtet sind, die aber weitestgehend in den Unterricht integriert werden und sehr von der praktischen Ausrichtung des Lernens profitieren.

Die Teilnehmer_innen konnten sich von der sehr lebenspraktischen Ausbildung bei einem wunderbaren Mittagessen überzeugen. Dieses wurde von Schüler_innen unterschiedlicher Herkunft der Klassenstufe sieben zubereitet und sehr schön serviert.

Zwei Elemente der intensiven Berufsorientierung wurden konkreter vorgestellt: die Berufewerkstatt und das Kooperative Berufsvorbereitungsjahr (KBVJ). Die Berufewerkstatt ist ein Angebot, dass sich durch alle Klassenstufen systematisch aufbaut. Dabei stehen konkrete altersgerechte praktische Erfahrungen immer im Vordergrund. Im Verlauf der Schulzeit können die Schüler_innen so drei Berufsfelder intensiv kennenlernen. Das KBVJ wurde von Vertreter_innen der beiden beteiligten Berufsschulzentren (BSZ für Technik Gustav Anton Zeuner und BSZ Dienstleistung und Gestaltung) vorgestellt. Im Kern ist das Konzept erfolgreich, da bereits in der Klassenstufe neun der Förderschule die ausgewählten Schüler_innen an einem Tag der Woche ins BSZ gehen und dann einen vorbereiteten Übergang in die Berufsausbildung deutlich besser bewältigen.

Praxislernort 2 – Eine Oberschule erläutert ihren Weg und die Inhalte des Qualitätssiegels für BO, Gespräche mit Beteiligten

Zum Besuch des zweiten Praxislernortes reisten sieben Teilnehmende zur „Ludwig-Richter-Schule“ nach Radeberg. Vor Ort wurde der Besuch von der Praxisberaterin der Schule und der WTH-Lehrerin organisiert.

Die Teilnehmenden wurden von zwei Schülerinnen in Empfang genommen und zum einführenden Vortrag in ein Klassenzimmer begleitet. Während der gesamten Veranstaltung wurden die Schüler_innen der Klassenstufen 7 bis 9 einbezogen. Viele hatten sich freiwillig gemeldet, um mit zu organisieren, zu kochen, durch das Schulhaus zu führen etc.

Zunächst erfolgte die Präsentation des BO-Konzeptes durch die Praxisberaterin. Dieses orientiert sich an vier Leitfragen:

  • Was kann ich?
  • Was will ich?
  • Wie kann ich es erreichen?
  • Wo will ich hin?

Die konkrete Umsetzung in den einzelnen Klassenstufen stellten dann die Schüler_innen wieder selbst vor, indem sie Projekte und Praktika im Laufe der Jahre Revue passieren ließen. Ergänzend beschrieb die Praxisberaterin ihre Strategien zur Vernetzung mit Schüler_innen, Lehrkräften, Schulleitung, lokale Unternehmen, Arbeitskreise etc.

Nach dem gemeinsamen Mittagessen, welches von den Schüler_innen selbst gekocht wurde, schloss sich die Methode World Café/Speeddating an. Verschiedene Thementische standen zur Auswahl:

  • ein Schüler aus dem Projekt Juniormeister der Handwerkskammer stellte sein Meisterstück vor (selbst gebauten Nachttisch mit LED Beleuchtung),
  • das präsentierte Konzept der Berufsorientierung wurde anhand der Inhalte/ Bausteine von Schüler_innen vorgestellt, es wurde von eigenen Erfahrungen berichtet,
  • Vertreter der Wirtschaft (aus dem Arbeitskreis SCHULEWIRTSCHAFT).

An den Tischen fanden lockere Gespräche zu den jeweiligen Schwerpunkten statt. Die Teilnehmenden nutzten die Möglichkeit, sich Anregungen für die eigene Arbeit zu holen und die Schüler_innen konkret und direkt zu den Inhalten (bspw. Berufswahlpass) zu befragen. Ca. 20 Schüler_innen hatten sich freiwillig zum Austausch an den Tischen bereit erklärt und erzählten über ihre Praktika, die Potenzialanalysen etc. Abschließend nahmen zwei Schüler die Teilnehmenden noch mit auf einen Schulrundgang.

Insgesamt war es ein sehr gelungener Besuch. Alle Teilnehmenden gaben am Ende ein positives Feedback, zeigten sich interessiert und stellten viele Fragen. Besonders das stetige Einbeziehen der Schüler_innen und die Transparenz des Projektes hinterließen einen bleibenden Eindruck.

Praxislernort 3: Ein Praxisberater stellt seine Arbeit in der Schule vor mit dem Schwerpunkt: Unterstützung eines stärker praxisbezogenen Unterrichts in verschiedenen Fächern

Die inhaltliche Gestaltung dieser Veranstaltung lag in den Händen der Praxisberaterin der 25. Oberschule in Dresden. Die Veranstaltung selbst fand in der 46. Oberschule Dresden mit Unterstützung des dort tätigen Praxisberaters statt.

Begrüßt wurden die 10 Gäste und ihre beiden Begleiter vom Schulleiter, den beiden Praxisberater_innen und dem Berufsberater der 25. Oberschule. Am Tag zuvor wurden die Praxisberaterin und der Berufsberater der 25. Oberschule Dresden im Rahmen des BO-Kongress noch für ihre hervorragende Arbeit und abgestimmte Zusammenarbeit gewürdigt. Nun stellten sie den Teilnehmenden im Detail vor, wie sie im Rahmen des Projekts „Praxisberater“ zusammenwirken.

Zu Beginn umrissen die Praxisberater kurz das Handlungsfeld ihrer Tätigkeit. Auch auf die unterschiedlichen Voraussetzungen an ihren Schulen gingen sie dabei ein. Um das Angebot zur Unterstützung eines stärker praxisbezogenen Unterrichts zu entwickeln, brauchte es Zeit. Damit die Praxisberaterin ihr Experteninnenwissen in die Schule einbringen konnte, musste sie erst die Prozesse in der Schule kennenlernen und eine Arbeitsbeziehung mit den Fachlehrkräften aufbauen. Aus dem Austausch mit den Fachlehrer_innen ergaben sich verschiedene Anknüpfungspunkte, bspw. ein Bewerbungsworkshop im Fach Deutsch oder der Sporttest der Polizei im Sportunterricht. Die Praxisberaterin unterhielt Kontakte zu Unternehmen und nutzte freie Zeitfenster, um das Schulwissen mit praktischen Bezügen zu ergänzen. Somit wurde der Mehrwert, den ein_e Praxisberater_in für die Berufliche Orientierung an der Schule und besonders für die Schüler_innen bietet, für alle Teilnehmenden sicht- und sogar greifbar.

Ähnlich verhielt es sich mit der Zusammenarbeit von Praxisberater_in und Berufsberater_in. Da beide sich als Partner begreifen, die die individuelle Berufliche Orientierung der Schüler_innen gemeinsam begleiten und unterstützen, ergibt sich daraus ein größerer Nutzen für alle. Dies kommt im gemeinsamen BO-Elternabend zu Beginn der Klassenstufe 7 ebenso zum Ausdruck wie bei der Übergabe des individuellen BO-Entwicklungsplans am Ende der 8. Klassenstufe.

Die Möglichkeit für Nachfragen zur praktischen Umsetzung des Projekts in seinen vielfältigen Facetten wurde von den Besuchern gern genutzt. Abschließend präsentierte der Praxisberater der 46. Oberschule Dresden sein 3-D-Drucker-Projekt und den Einsatz des Druckers im Rahmen der BO an der Schule. Im Austausch wurde nochmals deutlich, wie unterschiedliche Voraussetzungen die Projektumsetzung beeinflussen.

Am Ende zogen sowohl die Besucher_innen als auch die Vortragenden ein positives Resümee aus der Veranstaltung.

Praxislernort 4: Unser erfolgreiches aktuelles BO-Projekt: Das alles schaffen Schüler

Der Besuch des vierten Praxislernortes führte die Gruppe der Teilnehmenden an die Oberschule Weißig. Dort wurde ihnen das erfolgreiche BO-Projekt der Schule, die Schülerfirma FUNFOOD, vorgestellt.

Nach der Begrüßung durch die Schulleiterin und einer kurzen Einleitung der Praxisberaterin stellten die Schüler_innen das Projekt vor, erläuterten die Abläufe, Teamstruktur und Geschichte des Unternehmens und zeigten die erst vor kurzem entstandene Website.

Die Schülerfirma entstand aus einer Initiative im Jahr 2017 mit 5 Schüler_innen und etablierte sich bis heute (2019) zu einem kleinen eigenständigen Unternehmen mit 14 Schüler_innen, das gemeinsam mit der Praxisberaterin der Schule für eine gesunde Pausenverpflegung sorgt. Bereits 2018 wurde die Oberschule Weißig dank dieses Projekts als nachhaltige Gründerschule ausgezeichnet. Nach finanziellen Schwierigkeiten in der Anfangsphase – so war man komplett auf Spenden angewiesen – schreibt FUNFOOD inzwischen schwarze Zahlen. Darauf sind alle Beteiligten stolz, denn mit dem erwirtschafteten Geld soll am Ende der Sommerferien ein Teamausflug in den Spreewald finanziert werden.

Laut Konzept sollen die angebotenen Nahrungsmittel gesund, regional, saisonal und nachhaltig sein. Auch im Projekt wird nach diesen Grundsätzen gehandelt, indem bspw. ein Pfandrückgabesystem für Smoothieflaschen entwickelt wurde. Die Schülerfirma kooperiert mit anderen Institutionen (bspw. Sprout, Naschcommunity Berlin), mit dem Ziel, auch andere Schulen zu informieren und zu ähnlichen, nachhaltigen Projekten anzuregen.

Die Erkundung des Praxislernortes führte die Gruppe in die Küche der Schule, wo das FUNFOOD-Team regelmäßig einmal wöchentlich die Pausenversorgung absichert. Zudem werden auch Cateringaufträge entgegengenommen und ausgeführt. Die Vorbereitung erfolgt meist Montagnachmittag, der Verkauf findet dann dienstags in der Pause statt.

Für die Besuchenden wurde ein reichhaltiges und vielfältiges Buffet mit Speisen und Getränken vorbereitet. In einer zwanglosen Fragerunde kamen anschließend alle Beteiligten ins Gespräch. Dabei konnten konzeptionelle wie konkrete praktische Fragen geklärt und Erfahrungen ausgetauscht werden. Alle waren am Ende inspiriert vom gut geplanten Projekt, dem professionellen Team und dem leckeren Essen.

Download PowerPoint FUNFOOD

Email: s-firma(at)osw.lernsax.de
www.schuelerfirma-funfood.de
insta: funfood.osw

Praxislernort 6: Wir bieten BO für alle Schüler – Vorstellung von BO-Aktivitäten einschließlich Werkstatttage am Ehrenfried-Walter-von-Tschirnhaus-Gymnasium Dresden

Am Programm des Praxislernorts 6, dem „Ehrenfried-Walther-von-Tschirnhaus-Gymnasium Dresden“, nahmen insgesamt 14 Personen teil. Die ausgesprochen interessierten Teilnehmer_innen rekrutierten sich aus unterschiedlichen professionellen Zusammenhängen. Den Großteil bildeten Lehrer_innen, gleichwohl nahmen aber auch Vertreterinnen vom Sächsischen Staatsministerium für Kultus (SMK), dem Landesamt für Schule und Bildung (LaSuB), dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) sowie vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) teil.

Die Ankunft an der Schule war ausgesprochen herzlich. Die Verantwortliche für Berufsorientierung der Schule begrüßte die Gäste am Eingang des Schulhauses. Nachdem ein_e jede_r sich mit einem Getränk versorgen konnte, fand sich die Teilnehmer_innengruppe in einem der Klassenräume ein, wo auch schon einige Schüler_innen auf diese wartete.

Die BO-Verantwortliche eröffnete die Veranstaltung mit einer kurzen Vorstellung des anvisierten Programms, bevor sie der Schulleiterin das Podium überließ. Diese sprach sehr engagiert über die Geschichte und Philosophie der Schule. Die Schulleiterin hob dabei hervor, dass die Schule auch von einer ambitionierten Unterstützung der Schüler_innen bei der lebenspraktischen wie beruflichen Orientierung gekennzeichnet ist. In sehr anregender Weise konnte die Schulleiterin die zahlreichen Aktivitäten der Schule im Bereich der beruflichen Orientierung vorstellen und erläutern. Die Teilnahme an Veranstaltungen, wie Werkstatttagen, SCHAU REIN! oder auch der VOCATIUM, sind für die Schüler_innen des „Ehrenfried-Walther-von-Tschirnhaus-Gymnasiums Dresden“ selbstverständlich. Darüber hinaus findet sich an der Schule eine gelebte Kultur beruflicher Orientierung, die durch ein hohes Engagement bei der Erprobung in Praktika gekennzeichnet ist. Zudem ist die Einbindung von Eltern in die berufliche Orientierungsarbeit ein wesentliches Kennzeichen des schulischen Selbstverständnis.

Sodann berichteten die anwesenden Schüler_innen unterschiedlicher Klassenstufen über die von ihnen gemachten Erfahrungen im Kontext beruflicher Orientierungsangebote. Dabei erzählten sie sehr anschaulich davon, wie sich die verschiedenen Erfahrungen, etwa im Zusammenhang von SCHAU REIN! oder erlebten Praktika, in ihren beruflichen Ambitionen widerspiegeln. Auf diese Weise gewannen die Teilnehmer_innen des Praxislernorts einen guten Einblick in den Mehrwert solcher berufsorientierenden Angebote für die Schüler_innen.

Nach diesem intensiven Veranstaltungsblock wurden die Teilnehmer_innen zu einem sehr guten Mittagessen eingeladen, das auch dem weiteren Kennenlernen und Austausch untereinander diente. Dem schloss sich eine Begehung des neu sanierten, zum Teil noch im Umbau befindlichen Schulgebäudes an. Die Teilnehmer_innen zeigten sich im Rahmen dessen sehr beeindruckt von den Möglichkeiten, welche den Schüler_innen (zukünftig) am „Ehrenfried-Walther-von-Tschirnhaus-Gymnasium Dresden“ geboten werden können.

Zum Abschluss des Besuches fand ein offener Austausch statt, der abermals sehr anregend war und viele Facetten der Herausforderungen, aber auch Potenziale gelingender beruflicher Orientierung an Gymnasien sichtbar machen konnte.

Praxislernort 7: Schule – Beruf – Zukunft. Alle(s) unter einem Dach in der Jugendberufsagentur Dresden

Im Rahmen des BO-Kongresses am 20.06.2019 in Dresden besuchten 12 Teilnehmer_innen von 11-14 Uhr den Praxislernort in der Agentur für Arbeit Dresden. Im ersten Teil des Besuches konnten die Teilnehmenden das JugendBeratungsCenter Dresden (JBC Dresden) mit Hilfe von fallbezogenen Rollenspielen selbst kennenlernen und durchlaufen und so die Arbeit der Agentur für Arbeit, des Jobcenters und des Jugendamts in der Praxis erleben. Durch zwei Erfahrungsberichte von Jugendlichen, welche das JBC Dresden durchlaufen und momentan in einer Jugendwerkstatt in Dresden arbeiten, bekamen die Teilnehmer_innen die Möglichkeit, konkrete Fragen an die Jugendlichen zur Praxis im JBC Dresden und über den Alltag in der Jugendwerkstatt zu stellen.

Zum Abschluss des Tages besuchten die Teilnehmenden das Berufsinformationszentrum (BiZ). Hier konnten sie unter anderem das „digitale Klassenzimmer“ mit Hilfe von Tablets ausprobieren. Vielen Dank an die Organisator_innen des Besuchs im JBC Dresden für die lebensnahe Präsenation der Arbeit und die spannenden Einblicke.

Praxislernort 9: So stellen sich zwei Unternehmen handlungsorientiert bei Schülern im Rahmen von „SCHAU REIN! Woche der offenen Unternehmen Sachsens“ vor

An der Erkundung von Praxislernorten mit dem Thema „SCHAU REIN! Woche der offenen Unternehmen Sachsens“ nahmen 10 Interessierte aus den verschiedenen Arbeitsbereichen der Berufsorientierung unterschiedlichster Institutionen aus Sachsen und weiteren Bundesländern teil. Die beiden besuchten Unternehmen, Heinrich Schmid GmbH und Co. KG sowie SAXOPRINT, stellten den Teilnehmenden anschaulich und mitreissend vor, wie sie sich als Unternehmen den Schüler_innen präsentieren. Die Ansprache der Schüler_innen erfolgt handlungsorientiert.

Im Rahmen einer Präsentation stellte die Heinrich Schmid GmbH & Co. KG ihr Konzept der Berufsorientierung vor. Gerade für handwerkliche Berufe, so der Ansatz von Heinrich Schmid, braucht es Menschen, die dafür brennen. Die Begeisterung für das Handwerk, aber auch die körperliche Anstrengung, z. B. beim Tragen der Farbeimer, die Abgrenzung zwischen einer Ausbildung zum Maler und dem Wunsch zur künstlerischen Tätigkeit, lassen sich erfahrungsgemäß nicht über Anzeigen, Broschüren oder Berichte vermitteln. Genau hier setzt SCHAU REIN! und das Konzept der Heinrich Schmid GmbH & Co. KG an: Berufsorientierung, die Spaß macht, bei der Farbeimer-Teamchallenge, der Gestaltung eigener Farbflächen oder einem Gewinnspiel zum „Geschmack von Farbe“. Alle Aufgaben sind letztlich nur mit Lust am Tun, Teamgeist und Schulwissen lösbar. Am Ende sollen die Schüler_innen genauer wissen, was sie in diesem Beruf erwartet und im besten Fall springt der Funke vom Handwerk über.

Im Anschluss an die Präsentation und Diskussion, z. B. zum möglichen Zugang von Förderschüler_innen in die regulären Ausbildungsberufe bei Heinrich Schmid oder die Umsetzung weiterer praxisnaher Ansätze und Ausprobierräume für Schüler_innen in Sachsen, konnten die Teilnehmenden der Praxiserkundung selbst probieren, wie man Farbe schmecken oder erfühlen kann.

Im zweiten Teil der Praxiserkundung besuchten die Veranstaltungsteilnehmer_innen das Unternehmen SAXOPRINT im Dresdner Osten, welches seit diesem Jahr ausgezeichnetes SCHAU REIN!-Unternehmen ist.

SCHAU REIN! wird im Unternehmen komplett in Verantwortung der Auszubildenden umgesetzt, von der Planung bis zur Durchführung. Im ersten Teil des Besuches stellte ein Auszubildender im Verwaltungsbereich das Projekt „SCHAU REIN!“ in der Umsetzung von 2019 vor. Anschließend erfuhren alle Teilnehmenden bei einer Führung durch die Produktion alles Wissenswerte vom Druck bis zur Bindung oder zum Falz, anschaulich erklärt durch die beiden Auszubildenden im Bereich Druck bzw. Druckverarbeitung. Gerade im Druck bzw. der Druckverarbeitung ist das Engagement in der Berufsorientierung für SAXOPRINT eine Möglichkeit, junge Menschen mit diesem Berufsbild vertraut zu machen und sie dafür zu begeistern.

Hier wie – bei Heinrich Schmid – gibt SCHAU REIN! die Möglichkeit, dass die Schüler_innen in das handwerkliche Tun reinschnuppern können. Die Begeisterung, wenn das fertige Druckerzeugnis wie geplant vor ihnen liegt, aber auch die Abgrenzung zur Mediengestaltung, die körperlichen Anstrengungen im produzierenden Gewerbe, Arbeitsgenauigkeit und Farbverständnis – das alles erleben Schüler_innen bei einem SCHAU REIN!-Tag bei SAXOPRINT und können am Ende ihr selbst individualisiertes Notizbuch mit nach Hause nehmen.

Sowohl SAXOPRINT als auch Heinrich Schmid machten den Teilnehmenden der Praxiserkundung mit ihrer Begeisterung deutlich, wie Unternehmen im Rahmen von SCHAU REIN! sächsischen Schüler_innen handlungsorientiert, den Spaß an praktischer Arbeit und letztlich auch die Breite beruflicher Perspektiven im Freistaat Sachsen aufzeigen können. Berufsorientierung bietet zum einen eine Möglichkeit, handwerkliche Berufe durchaus über die eigenen Ausbildungsberufe hinaus als attraktiven Berufswunsch aufzuzeigen, zum anderen natürlich die eigenen Ausbildungs- und Fachkräftebedarfe zu bedienen. Dazu sind beide Unternehmen nicht nur bei SCHAU REIN! aktiv, sondern darüber hinaus bei einer Vielzahl anderer Messen und Veranstaltungen, überregional bis auf Stadtteilebene.

Praxislernort 10: Besuch der Handwerkskammer Dresden mit Vorstellung der Angebote in Werkstätten

Am Besuch der HWK nahmen neun Teilnehmer_innen des BO-Kongresses, begleitet von einer Vertreterin des SMK und einem Vertreter der Servicestelle teil. Vor Ort wurden sie von der Leiterin des Bildungszentrums und Verantwortlichen für die Werkstatttage begrüßt. In einem einstündigen Vortrag stellte sie den Anwesenden – von denen alle im Kontext der beruflichen Orientierung von Schüler_innen tätig sind – das Konzept der Werkstatttage vor, wie es an der Handwerkskammer für Schüler_innen von Ober- und Förderschulen sowie Gymnasien angeboten wird. Dabei erfuhren sie, dass die Schüler_innen der 8. Klassenstufe innerhalb von zwei Wochen fünf Berufsfelder bzw. Berufe durchlaufen, wie z. B. Holztechnik, Textilgestaltung, Farb- und Raumgestaltung, Friseur, Sattler, Elektrotechnik, Metalltechnik u. a. Um die Auswahl der zu absolvierenden Berufsfelder möglichst individuell gestalten zu können, wird im Vorfeld der Werkstatttage durch Mitarbeiter_innen der Handwerkskammer eine Potenzialanalyse nach dem Kompetenzanalyseverfahren „Profil AC Sachsen“ durchgeführt bzw. dort, wo die Handwerkskammer mit Praxisberater_innen an Oberschulen zusammenarbeitet, werden die Ergebnisse einer bereits absolvierten Potenzialanalyse genutzt.

Die Besonderheit des Angebots der Handwerkskammer liegt darin, dass die Schüler_innen während ihrer jeweils zweitägigen Arbeit in einem Berufsfeld/Beruf jeweils ein Werkstück anfertigen, welches sie sich mit nach Hause nehmen dürfen. Wie sehr dies die Schüler_innen in ihrer Arbeit motiviert, davon konnten sich die Besuchenden beim Rundgang durch die verschiedenen Werkstätten überzeugen. In der Holzwerkstatt schliffen die Schüler noch fieberhaft jeweils an ihrem persönlichen Werkzeugkasten; in der Taschnerwerkstatt konnten Taschen aus LKW-Planen begutachtet werden, die die Schüler_innen hergestellt und dabei individuell verschiedenfarbig gestaltet hatten. Beim T-Shirt-Druck in der Farbwerkstatt übertrugen die Schüler_innen mit zuvor in Handarbeit selbstgefertigten Schablonen die Motive auf den Stoff. Eine Minion-Figur hatten die Schüler_innen in der Textil-Werkstatt genäht und im „Friseursalon“ der Handwerkskammer übten Schüler_innen das Lockenwickeln an professionellen Friseur-Trainingsköpfen.

Das Angebot für Schulen, die Werkstatttage in der Handwerkskammer Dresden zu absolvieren, stößt auf große Resonanz. So nutzen insgesamt 1600 Schüler_innen pro Jahr – auch aus dem Dresdner Umland – die Möglichkeit der praktischen Erprobung in handwerklichen Berufsfeldern und Berufen. Hierfür stellt die Handwerkskammer den Hin- und Rücktransport von der Heimatschule sicher. Finanziert wird das Angebot durch Fördermittel aus der SMK-Förderrichtlinie Berufliche Orientierung (FRL BO), welche seit 2018 vom Bund gefördert wird.