Fachbeitrag: Multiprofessionelle Kooperation in Theorie und Praxis
Selbstläufer oder Leitungsaufgabe? – Begleitung und Steuerung multiprofessioneller Teams
Die konstruktive Zusammenarbeit zwischen Lehrkräften und nicht lehrendem Personal (Erzieherinnen und Erzieher, Schulsozialarbeiterinnen und -arbeiter, Förderpädagoginnen und -pädagogen u. v. m.) an Schulen hat für die Entwicklung von Kindern eine große Bedeutung. Sie ist Potenzial und Herausforderung zugleich. Potenzial, weil die verschiedenen professionellen Perspektiven auf die Kinder diskutiert werden können und weil jede Profession mit ihrer Aufgabe zu gelingenden Entwicklungsprozessen beitragen kann. Die Herausforderung besteht meist darin, die gemeinsame Arbeit und die Gespräche zu koordinieren und sich professionell, wertschätzend und konstruktiv zu begegnen. Die Zusammenarbeit kann nur dann gelingen, wenn Aufgabenklarheit, Kommunikationswege, Gestaltungsräume und Trennschärfe in den Verantwortungen geklärt, reflektiert und bewusst gesteuert werden.
Der Fachbeitrag thematisiert die Zusammenarbeit zwischen Lehrkräften und nicht lehrendem Personal. Er ist eine Einladung zur Reflexion der eigenen konkreten Arbeit mit möglicher Ableitung von Handlungsideen für die zukünftige gemeinsame Arbeit des Schulteams.
Herr Max Haberstroh, Hochschule für angewandte Pädagogik Berlin
Dialogzeit 1: Übergänge optimal gestalten – Konstruktive Zusammenarbeit in multiprofessionellen Teams von Anfang an
Wie kann konstruktive Zusammenarbeit im multiprofessionellen Team in der Schuleingangsphase gelingen?
Die Diesterweg-Grundschule Auerbach ist eine der Schulen in der Pilotphase.
Wir sind eine Schule mit Ganztagsangeboten in gebundener Form. Der Hort ist ebenfalls im Schulgebäude.
Ab Beginn des Vorschuljahres arbeiten KITA, Schule und Hort im Rahmen ihrer Kooperation eng zusammen. Im Rahmen dieser Zusammenarbeit entstand ein kommunales kitaübergreifendes Vorschulkonzept, um einen bestmöglichen Übergang von der KITA in die Schule zu ermöglichen. Dieses Konzept der Stadt Auerbach möchte Ihnen Frau Müller vorstellen.
Ab dem Schulanfang bilden wir multiprofessionelle Teams zur optimalen Entwicklung jedes Kindes:
- Klassenlehrer und Bezugserzieher bilden ein Tandem, das konstruktiv zusammen arbeitet und sich regelmäßig austauscht.
- Fachlehrer und Förderlehrer einer Klassenstufe bereiten gemeinsam den Unterricht in den Förderblöcken Deutsch bzw. Mathematik vor, um eine Differenzierung in 3 Niveaustufen zu gewährleisten.
- Schule und Hort bieten im Rahmen der Coronaförderung für jede Klassenstufe zweimal wöchentlich eine zusätzliche Lernzeit an.
- Vierteljährlich gibt es Fallberatungen mit der Schulpsychologie.
- Im Ganztagsband arbeiten Lehrer, Erzieher und GTA-Kräfte zusammen.
- Elterngespräche finden bei Bedarf am „runden Tisch“ (Lehrer, Erzieher, ggf. Familienhilfe, Jugendamt, pädagogische Institutsambulanz u. ä.) statt.
Wir möchten Ihnen unsere Ideen dazu vorstellen und mit Ihnen darüber ins Gespräch kommen.
Frau Anett Josiger, Schulleiterin und Frau Juliane Müller, Hortleiterin, Diesterweg-Grundschule Auerbach/Vogtland
Dialogzeit 2: Austausch zur Gestaltung eines differenzierten Anfangsunterrichtes – Einbeziehen verschiedener Professionen
In unserer Grundschule lernen die Kinder im jahrgangsübergreifenden Unterricht. Somit lernen unsere Schülerinnen und Schüler der Klassenstufe 1 und 2 gemeinsam sowie die Kinder der 3. und 4. Klassenstufe. Dieses pädagogische Konzept fördert das Selbstbewusstsein und die sozialen Kompetenzen der Kinder durch das Mit- und Füreinander in den Unterrichtseinheiten. Wir arbeiten stets daran, dieses Konzept zu optimieren und somit die maximalen Lernerfolge für alle Kinder zu erreichen. Dabei spielt weder der Leistungsstand, noch das Lerntempo eine Rolle, denn am Ende kommt jeder an sein Ziel.
Wenn die neuen Schulanfänger ihre Schullaufbahn starten, ist es unserer Meinung nach sehr wichtig, dass die Aufgabenstellungen ganz individuell auf jedes einzelne Kind abgestimmt sind.
Nur wenn das Kind auf seinem eigenen Niveau arbeiten kann, wird sich eine positive Lernatmosphäre entwickeln können.
In der Dialogzeit 2 „Anfangsunterricht“ werden Formen des geöffneten Unterrichts vorgestellt, mit denen diesem Anspruch Rechnung getragen werden kann. Neben praktischen Beispielen aus dem Anfangsunterricht erfahren Sie, wie dabei die Zusammenarbeit zwischen Lehrkräften und anderem schulischen Personal gestaltet werden kann. Im gemeinsamen Gespräch suchen wir nach Möglichkeiten, wie die eine oder andere Idee auch an Ihrer Schule umsetzbar sein kann. Wir freuen uns auf einen anregenden Austausch mit Ihnen.
Frau Birgit Butz, Schulleiterin, Grundschule „Friedrich Schiller“ Clausnitz
Dialogzeit 3: Austausch zur Erarbeitung und Umsetzung von Förderkonzeptionen – Abstimmung von Förderangeboten und Ganztagsangeboten
Die Grundschule „Juri-Gagarin“ in Königsbrück bildet für derzeit 222 Schülerinnen und Schüler sowie mehr als 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einen Lern- und Arbeitsplatz. Unser Schulgebäude teilt sich dafür in zwei Gebäudeteile mit angrenzendem Hort auf.
Um in unserer Schule eine gelungene, individuelle Förderung und den kontinuierlichen Austausch für die Erarbeitung und Umsetzung geeigneter Förderkonzeptionen zu ermöglichen, bildet die Abstimmung von Förder- und Ganztagsangeboten eine wichtige Grundlage.
Ich, Heike Peter, bin seit nun mehr einem Jahr in meiner Funktion als Schulleiterin tätig und würde Ihnen gern einen Einblick in die Organisationsstruktur des Forderns und Förderns an unserer Grundschule geben. Dazu werde ich näher auf die Themen Angebotsvielfalt und Netzwerkbildung eingehen, um darüber hinaus eine Einsicht in die Ermittlung des Lern- und Entwicklungsstandes der Schülerinnen und Schüler und die daraus resultierenden Konsequenzen für das Konzept des Forderns und Förderns zu ermöglichen.
In der Hoffnung, mehr Aufschluss über Herausforderungen, Grenzen und Stolpersteine, die uns alltäglich in der Umsetzung begegnen, geben zu können, freue ich mich auf ein gemeinsames Gespräch und einen regen Austausch.
Frau Heike Peter, Schulleiterin, Grundschule Juri Gagarin Königsbrück, Expertengruppe Seph
Dialogzeit 4: Individuelle Förderung an der Schule 5, Grundschule und Hort der Stadt Leipzig
Die Schule 5 ist eine dreizügige Grundschule im Einzugsgebiet Leipzig Mitte. Bislang ist die seit 11 Jahren bestehende Schule komplett in einem Interim, einem Containerbau, untergebracht.
Seit 10 Jahren arbeiten Schule und Hort an der Schule 5 in Leipzig eng zusammen. Das Kind steht im Mittelpunkt der gemeinsamen Arbeit. Die Pädagogenpaare aus Lehrer bzw. Lehrerin und Horterzieher bzw. Horterzieherin leiten die Klassen gemeinsam, fügen ihre Beobachtungen zusammen und tauschen sich über Förder- und Fordermaßnahmen aus.
Seit Jahren wird das Förderband, das im Stundenplan verankert ist, auf Klassenstufenebene gemeinsam durchgeführt. Jedes Kind erhält einen Kurs entsprechend des individuellen Bedarfes.
Die verschiedenen Professionen bieten eine große Bandbreite für das Angebot der unterschiedlichsten Förder- bzw. Forderkurse, die durch externe GTA-Kräfte ergänzt werden.
In diesem Schuljahr erproben wir die Veränderung der Organisationsform des Förderbandes mit dem Ziel, einige Kurse mehrfach anbieten und die Raumbedarfe besser bedienen zu können.
Außerhalb des Förderbandes fördern wir die Kinder unserer Schule gemeinsam im Bereich der Medienbildung. Hierfür beschäftigen wir zusätzlich eine Medienassistentin, um unser multiprofessionelles Team zu ergänzen.
Außerdem erweitern wir unser Team in diesem SJ erstmalig zusätzlich um eine sozialpädagogische Assistenz.
Wir freuen uns auf einen anregenden Austausch im Forum.
Frau Bettina Goebecke, Schulleiterin und Herr Gérrit Witt, Hortleiter, Schule 5 der Stadt Leipzig

Die Veranstaltung wird finanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.